30. Juni 2006: Forschung und Abenteuer Vortrag von Enrico Kempter

Grönland vor 50 Jahren; mit Hammer, Zelt und Kompass unter Moschusochsen
 
Was bewegt einen jungen Menschen unter fast unvorstellbaren Strapazen in der Einsamkeit zu forschen, der Entwicklung der Erde nachzugehen, wie die Mutter Erde funktioniert, anhand von Gesteinsformationen herauszufinden was War und warum Es jetzt So ist? Viele Fragen erzeugen noch mehr Antworten und gründen letztendlich in philosophischen Erkenntnissen.
Das Forschervirus hat bei Rico Kempter mit den Büchern von Fridtjof Nansen, dem norwegischen Grönland, - und Polarforscher, einen guten Nährboden gefunden. Rico beschloss Geologie zu studieren und baute sich ein Netzwerk auf, das ihn schliesslich mit einem dänischen Geologen und Kartographen zusammenbrachte der in Bern an der Landestopographie einen Vortrag zu halten hatte. Offenbar hat die Begeisterung des jungen Schweizers grossen Eindruck auf den erfahrenen dänischen Wissenschafter gemacht; jedenfalls wurde Rico Kempter nach geraumer Zeit eine Assistentenstelle bei der nächsten Expedition nach Grönland angeboten.
Er sei als Lehrling gegangen, erzählte er und er hat wirklich viel gelernt! Neben der wissenschaftlichen Arbeit bestand die Hauptarbeit des Assistenten aus Kochen, Wasser machen (aus Schnee), Proviant beschaffen (mit dem Gewehr), er lernte Moschusochsen zu zerlegen und Wildgänse zu rupfen. Man stelle sich vor: ein junger Mann aus Bern der bis anhin immer zur Schule oder an die Universität ging, ist von Heute auf Morgen Jäger, Metzger und Koch in einem! Aber wie gesagt, Rico Kempter war vom Forschervirus befallen so nahm er das neue Angebot für eine nächste Expedition - diesmal aber als wissenschaftlicher Mitarbeiter - einfach an.
Für Rico Kempter brachen aber bessere Zeiten an: er hatte jetzt einen, zuweilen sogar zwei Assistenten. Die wissenschaftliche Arbeit hatte jetzt mehr Raum aber die Lebensumstände waren ebenso prekär wie bei seiner ersten Expedition. So wussten Sie nie genau ob die Wetterverhältnisse die Zufahrt der Schiffe oder der Wasserflugboote zuliessen oder ob sie die nächste Gelegenheit zum Abholen abwarten müssen. Wobei die nächste Gelegenheit der nächsten Sommer oder Winter sein konnte.
Die Erkenntnisse über ein Jahr Arbeit während drei Expeditionen in 2 Jahren sind in verschiedenen Feldbüchern exakt aufgezeichnet und mit genauen Skizzen und Zeichnungen ergänzt. Diese Aufzeichnungen waren den Kartographen wichtige Details um das Erstellen neuer und das Weiterführen der bisherigen Landkarten zu ermöglichen. Zudem wurden die Erkenntnisse wissenschaftlich aufgearbeitet und publiziert. Für Rico Kempter waren es ausserdem Grundlagen für seine Dissertation. Die Kartographie der bisher unerforschten Gebiete verlangte genaues und detailgetreues Arbeiten. So war eben auch Fussarbeit angesagt, bei Schnee und Eis mit Skiern oder Hundeschlitten im Sommer über Fels und Geröll mit Schuhen die noch nicht so komfortabel ausgestattet waren wie heutzutage. Nach einer Expedition lohnte sich das Heimtragen der Schuhe jedenfalls nicht mehr, weil sie sich einfach in ihre Einzelteile auflösten. In der Erdkunde oder Geographiestunde hat man einiges gelernt; dass aber auf Grönland dasselbe Gestein zu finden ist wie z.B. in Amerika oder Afrika oder dass es auf Grönland mächtige Erhebungen gibt die von Gipstürmen flankiert sind und die oberste Gipfelformation aus einem Riffgestein besteht, ähnlich jenen Riffen in der Südsee, haben einige Zuhörer erst von Rico Kempter erfahren. So ganz am Rande erfahren sie noch etwas über das Alter der Gesteinsformationen auf Grönland: mehr als 250 Millionen Jahre!
Der Referent hat den gebannten Zuhörern mit seinem Bericht auch eine Serie Dia's zeigen können die mit seinem sehr gekonnten Kommentar das vorangegangene Erzählte unterstützten und bei den Zuhörerinnen und Zuhörern auch mit Schauen ein kleines Dabeisein ermöglichten.
Rico Kempter hat während mehr als einer Stunde die Anwesenden mit seinem Erzählen und Berichten über eine ferne Welt in seinen Bann gezogen, in einem Stil und einer Flüssigkeit die keine Wünsche offen liess. Bleibt zu hoffen Rico Kempter grabe noch ein wenig in seinem Fundus und erzählt uns von seinen Erlebnissen. Er, ein weitgereister Mann, in der ganzen Welt herum gekommen hat sicher noch einige "Feldbücher" um darüber berichten zu können. Es wäre zu Wünschen; Sehr zu wünschen! (AL)
 
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