1. April 2005: Olympiade Senioren - Junioren; Handykurs, Quiz und Spiele!

Wer gibt sich nicht kopfscheu? Etwa dann, wenn das Handy nach adäquatem Umgang ruft. Junioren, die damit aufgewachsen sind, weihten Senioren nun in ein Mysterium ein, das keines ist. "Super, strahlten Jung und Alt. Bittet der Seniorenverein Fislisbach zu seiner jährlichen "Olympiade Junioren - Senioren", wissen die Eingeladenen, was sie erwartet: Vergnügliche, im Nu verfliegende Stunden. "Das Schöne daran ist, dass Junioren und Senioren Teamwork pflegen": Vereinspräsident Jörg Altenburger ("Ich bin das Gegenteil von Neuenburg") kennt die lange Vorbereitungszeit dieser, mit Lehrer und Schülern entwickelten Veranstaltung.
Auch die "Auflage 2005" wartet mit Witzigem, Ausgefallenem auf. Karten werfen ist darunter noch das einfachste Spiel. Aber mit dem "Einzug" von u.a. Gansabhauet, Rollbrettstossen oder Kerzen löschen, ist das Publikum voll gefordert. Wehe, wer nun behauptet, dass Kerzen löschen kinderleicht sei!
"Meine Lieben . . ."
Im Kirchgemeindehaus wird er eines anderen belehrt. Denn da ziehen sich Experimentierfreudige einen Drahtgurt über, wobei dieser - samt seinem Löschansatz - nach hinten gerichtet ist. Solcherart versehen mit einem Teufelsschwanz, gilt es, über einem Brett mit fünf Kerzen stehend, ein Licht nach dem anderen zu löschen - ohne mit den Händen nachzuhelfen. Nur gerade zwei bis höchstens zehn Minuten werden den Probanden zugebilligt. Wer alle Kerzen "tüpft", kriegt Punkte gutgeschrieben.
"Irgendwie fängt man an"
Allein, an diesem Frühlingstag - stahlblauer, wolkenloser Himmel, angenehme, da durch eine leichte Bise aufgefrischte Temperaturen - steht im Zentrum, was Jörg Altenburger mit verschmitztem Lächeln ankündigt: Der Umgang mit dem Handy. "Meine Lieben", wendet er sich an die Seniorinnen und Senioren: "Wer von euch wollte nicht schon seinen Lieben ein SMS senden? Wer hat sich nicht schon geärgert, wenn ihm dies partout nicht gelingen wollte. Entnehme ich eurem Gemurmel Zustimmung? Wenn ja, sind wir heute auf dem richtigen Weg. Uns helfen nämlich Schülerinnen und Schüler von Bruno Fischers 4. Realklasse".
Altenburger wendet sich an 14 junge Frauen und Männer. Noch einer lächelt, als Altenburger mit "Irgendwie fängt jeder einmal an" aufmuntert: Bruno Fischer. Denn auch der Lehrer ist, genau wie Altenburger, kein "Handy-Freak". "Aber die Jungen", lobt er, "die wachsen mit dem Handy auf, kennen es aus dem Effeff. Genau deswegen haben wir sie jetzt auch ".
Somit: Auf die Plätze und los! Zwei Gruppen nehmen an langen Tischen Platz. Die eine Schar kennt zwar bereits mehrere Handyfunktionen, doch das "SMSlen" zählt nicht dazu; die andere will sich mit dem Apparätchen erst vertraut machen. Ehe man sichs versieht, sind Jung und Alt ins Gespräch vertieft; beugen sich blonde, braune, schwarze und weisse Köpfe über die teils lilliputanerhaften Telefone. Derart viele Lehrkräfte auf eine Schülerin oder Schüler hat man kaum je gesehen. Kein Wunder fällt die Betreuung intensiv aus.
"Bitte, ich möchte ein i"
Schritt um Schritt werden die mannigfachen, auf zierliche Knöpfe verteilten Funktionen erläutert. Ein Senior sucht das Menü, um einzusteigen; eine Senioren verweist auf die vielen Adressen, die sie schon dem Gedächtnis ihres Handys anvertraut hat. Allenthalben gehts um Optionen, Anruflisten, Töne, Rufumleitungen, Tastatursperrung und Repetitionstaste, vor allem aber um das "Kerngeschäft": Das Versenden von SMS.
Erneut konzentrieren sich zwei Menschen auf das, was sie in Händen halten. Die Dame im Rollstuhl will wissen, was "Sache" ist. "Bitte, ich möchte ein i." "Gut, dann drücken Sie die Taste 4 dreimal." "Warum?" "Weil drei Buchstaben - ghi - auf Taste 4 gelegt sind." "Sind Sie ganz sicher, dass das funktioniert?" "Klar!" Die Dame drückt heftig. Doch - o je! - sie rutscht mit dem Finger ab, weshalb ein unerwünschter Buchstabe erscheint. Nochmals das Ganze von vorn. Langsam, aber stetig, nimmt die SMS-Nachricht "Gestalt" an. Gleichermassen neugierig wie diskret, guckt der Kiebitz über die Schulter der Seniorin. Der Schleier um die Botschaft beginnt sich zu lüften, weshalb am Ende steht, was jeden auf der Welt auf Wolken schweben lässt: "Ich liebe dich".
Freude herrscht
"Ich habs geschafft, ich habs geschafft!", frohlockt die Dame und die junge Frau neben ihr lacht und strahlt: "Ich hab' Ihnen ja gesagt, dass es ganz einfach ist. Was ist, wollen Sie nochmals ein SMS schreiben?" Welche Frage?! Natürlich will die lernwillige Schülerin. Jetzt teilt sie dem Adressaten mit, wo sie sich befindet. Das beansprucht ein Weilchen. Dann aber ist der bis anhin komplizierteste Satz fertig. Schliesslich steht geschrieben, worauf das altermässig so unterschiedliche Team stolz ist: "Ich liebe dich und ich sitze im Gemeindehaus." Der Handy-Kurs, so das Fazit, ist ein Volltreffer. Am Ende sind alle beglückt - selbst wenn für einmal kein Gabentisch lockt.
"Ihr", lobt Jörg Altenburger die Realklasse, "habt eure Kasse geplündert, um für die Tsunami-Opfer zu spenden. Davon haben wir erfahren, weshalb wir (er blickt in die Runde) auf Gaben verzichten. Dafür stecken wir 200 Franken in eure Klassenkasse, auf dass ihr ein tolles Fest feiern könnt". Applaus brandet auf: Senioren und Junioren gratulieren sich gegenseitig - im Wissen darum, wie gut sich die Generationen verstehen.
 
Elisabeth Feller (Copyright 2002 / Mittelland Zeitung / Aargauer Zeitung)
 
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